Ich freue mich immer wieder über diesen einen Tag im Jahr. Das ist unser Hartz 5 Tag, wie du immer sagst.
Sonst leben wir eine Zahl darunter. Vier.
Aber an diesem Tag tun wir so als ob. Dann tun wir so, als ob wir etwas kaufen würden. Für die Oper, wie du sagst. Und die Verkäufer nicken. In die Oper gehört etwas Festliches.
Dann nennst du mich „meine Zauberflöte“.
Irgendwann täuschst du dann einen Termin vor und lässt mich allein. Beim Anprobieren. Das ist Liebe.
Ich tue dann so, als könne ich mich nicht entscheiden. Aber wie herrlich ist es doch, diese seidige Seide auf der Haut zu spüren: dann bin ich ein Fest! Für ein Jahr muss dies dann vorhalten.
Wir treffen uns gleich, im Kochlöffelgrill. Das Hühnerklein soll da ja ganz gut sein.
Ach ja, unser Hartz 5 Tag...
Pablo, was ich immer bei dir vermisst habe, ist das Anarchische. Es war immer alles zu gepflegt. Es stimmte immer alles. Es war immer alles richtig gestimmt.
Pablo – ich habe es satt!
Du weißt, mein Cello heißt Eleonor Rigby – und ich werde es jetzt in den Boden rammen, den Bogen wegwerfen und die ersten Noten von „I feel free“ spielen, dieses „da da da da da dum“, was Jack Bruce so unnachahmlich bei The Cream hinbekam. Oder nahm der etwa die Bassgeige?
Und dann werde ich die sausenden Autogeräusche, das Brummen, das Hupen, den Wind und den Sound des wachsenden Grases in meine Komposition einbauen.
Die wird allerdings nur in meinen Kopf sein.
Nun aber lasse ich Eleonor Rigby aufrecht im Gras stehen und werde ihr zuhören. Schließlich habe ich heute Geburtstag...
Was, das geht nicht, sagst du..? Das Runde im Eckigen…? In den Museen steht die Ewigkeit vor Gericht, sagst du? Deshalb fahre ich mit dem Rad durch diese Ewigkeit. Kunst fließt, you know…? Das Rad hat übrigens einen Namen. Es heißt: „KeinRad“.
Und wer sagt dir, dass mein Kleid keine Kunst ist?
Wo ist Picassos Stierkopf? Ich werde ihn gegen meinen Lenker und meinen Sattel tauschen, denn mein Sattel ist warm von mir. Er atmet Leben. Und dann werde ich hinaus radeln auf Picassos Stierkopf, und du, mein Torero, wirst mich nicht aufhalten können. Und Giacometti dahinten auch nicht, dünn wie er ist. Oder bist du es, gespiegelt?
Übrigens: wann hast du eigentlich Duchamps „Urinal“ in die Museumstoilette geschafft und dafür ein profanes Pinkelbecken hingestellt?